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Religion und Moral

Religiöse und (andere) gesellschaftliche Vorschriften sind für viele Leute nicht ganz unwichtig. Der eine lebt eher nach eigenem Urteil und nimmt Vorschriften eher als lockere Richtlinien, während der andere bestimmte Vorschriften sehr wichtig nimmt.
Solche Vorschriften können religiöser oder staatlicher Art sein, aber auch Moralvorstellungen der sozialen Umgebung sein.
Die Moral der sozialen Umgebung ist insofern wichtig, weil sie ja die "offizielle" Moral überlagert oder sogar ihr entgegenstehen kann. Beispiele: Die Kleidung Orthodoxer Juden ist neuzeitlich; die Mädchenbeschneidung steht dem Koran entgegen.

Hier sollen (nur) christliche und islamische Vorschriften behandelt werden und weiter unten geht's dann auch noch einmal um allgemeine moralische Vorstellungen. Links ist übrigens die sumerische Göttin Ninhursaga zu sehen, deren Brüste ein Symbol des Lebens waren und welche die Könige säugte.


Christentum:

In der Bibel finden sich keine Regelungen dazu, ob eine Frau ihren Partner stillen darf - also auch keinerlei Verbot. Der einzige Hinweis wäre vielleicht im Alten Testament Sprüche 5:19. In dieser Bibelstelle geht es um die eheliche Treue. Für sie gab es in der ersten deutschen Bibel noch vor Luther die Übersetzung Ir brüste [die der Ehefrau] die trencken dich eim ieglicher zeit. In der Luther-Bibel und der (katholischen) Einheitsübersetzung wird diese Stelle anders (umschreibend) übersetzt, was aber nicht der lateinischen Vulgata oder den hebräischen masoretischen Quellen entspricht. In der lateinischen Vulgata-Bibel steht "ubera eius inebrient", was mit "(ihre) Brüste tränken" oder "(ihre) Brüste machen trunken" übersetzt werden kann, was den masoretischen (hebräischen) Quellen sehr nahekommt. Die wortgetreuen deutschen Übersetzungen wie z.B. die Elberfelder oder die Schlachter Bibel folgen den masoretischen Quellen.

Ansonsten wird eher darauf verwiesen, daß das Stillen des Partners offenbar die Ehe in ungewöhnlichem Maße stärkt, und das ist ja sehr im Sinne frommer Christenmenschen, oder? :-)
Ach ja: Im Mittelalter wurde recht oft von Visionen berichtet, in denen Maria einem Heiligen die Brust gab, Päpste und andere Mächtige ließen sich im hohen Alter Frauenmilch geben (oder stillen?). Und von (erwachsenen) Heiligen beiderlei Geschlechts, die andere (erwachsene) Heilige beiderlei Geschlechts stillen, wird auch ziemlich berichtet.

Im Internet habe ich nur die Seite The Mariage Bed gefunden, die direkt auf die Frage des Stillens von Erwachsenen eingeht.

Fazit: Sowohl nach liberaler als auch nach wörtlicher Auslegung der Bibel gibt es mindestens keine Hindernisse und nach wörtlicher Auslegungsweise der Bibel sogar eine Empfehlung.


Islam:

Hier muß man hinschauen, ob der Koran bei der Auslegung als Ganzes betrachtet wird oder ob einzelne Koranstellen isoliert betrachtet werden. Das entscheided alles...

Es gibt eine Reihe von Fatwas, die das Stillen des Partners erlauben. Bei Islam Q&A (hier ist die Startseite) lautet zum Beispiel die Antwort auf Frage #47721 unter anderem:

(...) Der Ehemann darf die Intimität mit seiner Ehefrau so genießen, wie auch immer er es möchte. Verboten ist nur Analverkehr, Verkehr während der Regel und in den Blutungen nach der Geburt. (...) Es kann nicht gesagt werden, daß die Milch (seiner Ehefrau) irgend eine Auswirkung auf den Ehemann hat (...) es macht ihn nicht zum Milchverwandten (Mahram). Das Stillen hat diese Auswirkung nur dann, wenn das Stillen in den ersten zwei Jahren des Lebens stattfindet. (...)

Im weiteren werden dann eine ganze Reihe von Fatwas aufgeführt, die alle diesen Standpunkt vertreten.

Die Frage, ob man Mahram wird, ist der einzige Punkt, der beim Stillen von Erwachsenen immer wieder erfragt wird. Andere relevante Fragen dazu gibt es im Islam nicht.

Als einzige Gegenstimme habe ich Hesham Azmy Usman Sheikh gefunden, aber das ist ein wütender Antwortbrief auf eine heftige Auseinandersetzung, in der persönliche Moralvorstellungen die Lupe bilden, durch die der Koran betrachtet wird. - Aber ich will Euch diese Stimme trotzdem nicht vorenthalten.


Soziale Umgebung:

Das Stillen des (erwachsenen) Partners ist ganz offensichtlich ein Tabu und es wird nicht darüber geredet. Dem steht als Kontrast entgegen, daß laut einer britischen Untersuchung etwa ein Drittel aller Väter die Milch ihrer Frau mehrfach aus der Brust getrunken haben.
Kann man sich also outen? - Die Antwort ist ganz klar: Nein. Bei guten Freunden ist das etwas anderes, aber generell sollte es das Paar für sich behalten. Tabus sind eine unschöne Sache, weil sie jede Diskussion unterbinden und alle zur gleichen (offiziellen) Meinung zwingen. Man denke nur an die (ofiziellen) Meinungen zur Selbstbefriedigung - und das, obwohl es fast jeder tut.
Es kann gut sein, daß andere Leute sogar sehr neidisch werden (Warum macht mein Mann das nicht mit mir? - Warum darf ich das nicht bei meiner Frau?), aber das wird man nicht zugeben. Und das obwohl nach einer nicht repräsentativen Befragung (n=900) in Deutschland über die Hälfte aller Männer gerne aus der Brust ihrer Partnerin trinken würden [die Quelle kann ich leider nicht hier bekanntgeben]. Im Zweifelsfall wird "Haltet den Dieb" gerufen, besonders wenn sehr zickige Alpha-Weibchen oder obercoole Sprücheklopfer den Ton bestimmen. Wenn man aber umgekehrt einen engeren Freundeskreis mit hoher Ehrlichkeit und Offenheit hat, kann ein Geständnis auch befreiend sein. Aber das muß jeder selbst entscheiden.

Für den Fall der Fälle sind hier noch ein paar gute Argumente. Wie gesagt, es geht darum, landläufige Reaktionen aufzufangen: