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Buch: Acht Mirakel der heiligen Jungfrau Maria

von Karl Vollmoeller
mit einem Geleitwort von Roland Schöbl

Dieses Buch wurde 1928 von niemand anderem geschrieben, als dem Dreh- und Angelpunkt der wilden Berliner 1920er, Karl Vollmoeller, dem Drehbuchautor des Blauen Engels und Entdecker von Marlene Dietrich und anderen Größen mehr. Selbst in dieser wilden Zeit durfte das Buch nur auf ein Drittel heruntergestrichen unter einem geänderten Namen erscheinen. Die vollständige Fassung wurde nur für den inoffiziellen Gebrauch gedruckt und privat weitergegeben. Die jetzige Buchausgabe ist die erste, die im Buchhandel erscheint.

Da ich mich über das Buch auf einer Seite äußere, die sich mit dem Thema „Erotische Laktation“ beschäftigt, muss ich voransetzen: Das Buch, eine Sammlung künstlerisch bearbeiteter mittelalterlicher Marienlegenden (mehr unten), hat nicht die Erotische Laktation zum Thema, aber gleich drei von acht Mirakeln des Buchs erzählen davon, wie die Helden zum Höhepunkt der Mirakelgeschichte die Milch der Jungfrau Maria genießen dürfen. Mehr noch, ein weiteres Mirakel erwähnt ausdrücklich Marias „jungfräuliche Mutterbrust“, also milchgebende Brüste, und im achten Mirakel liebkost der Held Marias Brüste, bevor es zur vollen körperlichen Vereinigung kommt.
Trotzdem. Die „Acht Mirakel“ darf man nicht auf den Akt der Milchgabe reduzieren. Aber es ist faszinierend, diese Spielart der erotischen Anziehung so ohne Weiteres in dieser Intensität in einem normalen Buch zu finden.

Das Buch enthält acht Einzelgeschichten, die scheinbar in keinem Zusammenhang zueinander stehen. Die ersten sieben Geschichten sind von Karl Vollmoeller nach existierenden mittelalterlichen Legenden ausgestaltet worden. Einige dieser Legenden sind in der Kirchengeschichte gut bekannt, ganz besonders die des bedeutenden mittelalterlichen Kirchenmanns Bernhard von Clairvaux. Immer leidet eine Person an irgendeinem Umstand und die Jungfrau Maria befreit ihn daraus, wobei die Geschichten sich in ihrer Intensität langsam steigern. In der siebenten Geschichte ist es dann eine Nonne, die das Leben statt die klösterliche Enthaltsamkeit will - und dieses mit allen Konsequenzen einschließlich Erniedrigung und Vergewaltigung gewährt bekommt.
Ganz typisch für die einzelnen Legenden ist, dass Karl Vollmoeller sie mit doppeltem und dreifachem Boden erzählt; da werden in frömmelnder Sprache die saftigsten Einzelheiten genannt, und im selben Ton gleich noch Dinge nachgelegt, die ganz und gar nicht in die kirchliche Dogmatik gehören. Einige der Künstler aus Karl Vollmoellers Zeit haben das nicht übersehen, und im Ergebnis durfte das Buch genau deshalb nur um gut die Hälfte gekürzt erscheinen, aber erstaunlicherweise haben sich die meisten Zeitgenossen Karl Vollmoellers von der sprachlichen Hülle die Augen verkleistern lassen und dankend hingenommen, im frommen Ton die unerreichbare Schönste aller Schönen, nämlich Maria, aufs silberne Tablett gelegt zu bekommen. Dabei wird aber nichts obszön, nichts unheilig. Ganz im Gegenteil. Unkatholisch ist wohl eher, dass Maria zu heilig wird, zu einer Göttin, die nicht mehr Mittlerin ist, sondern selbst erlöst, selbst gibt und nimmt, dabei aber entrückt bleibt, wie ein Rausch, auch als Geliebte.
Ob Karl Vollmoeller den Brüsten und der Milch Marias so oft Raum gibt, weil es sein eigener Wunschtraum war, oder schlicht deshalb, weil erotische mittelalterliche Legenden dies schlicht so vorgaben, muss ich dahingestellt lassen. Ich weiß es wirklich nicht. Fakt ist, dass Karl Vollmoeller lange in den Archiven des Vatikans zu den Marien-Mirakeln recherchiert hat. Dass die Lust der Brüste in den alten Mirakelgeschichten öfter erwähnt wurden, als die Lüste des Schoßes, mag sein, muss aber nicht, denn die Archive des Vatikans enthalten ja auch Materialien, die nach einem Verbot archiviert wurden, etwa Gerichtsakten und Anderes mehr. Aber das mehrfache Vorkommen von Marias Milch kann auch seinen Grund darin haben, dass Karl Vollmoeller in dem Buch ehrlich (vor allem selbstehrlich) seine eigene erotisch gefärbte Religiosität niederlegen wollte. Karl Vollmoeller hat die eigene Erotik mehr als andere Zeitgenossen ausleben können (dazu empfehle ich dringend das Vorwort des Buchs!), warum sollte er ausgerechnet in diesem für ihn zentralen Buch also Scheu haben?
Ich freue mich also, dass das Buch nun endlich ungekürzt und für einen anständigen Preis zu haben ist, denn bis vor Kurzem hätte man bei einem Sammler Unsummen hinlegen zu müssen, falls man die ungekürzte "Geheim"-Fassung des Buchs (Auflage: 500) überhaupt bekommen hätte.

Ich habe die Mirakel mit Vergnügen gelesen.



Ich kann hier als Zugabe noch etwas präsentieren, das mir der Autor des Vorworts Roland Schöbl dankenswerterweise hat zukommen lassen. - Es ist ein Gedicht, das Isadora Duncan (ja: die Isadora Duncan) für Mercedes de Acosta 1927 geschrieben hat. Beide waren Freundinnen von Karl Vollmoeller, aber nicht Geliebte und hatten auch eine sexuelle Beziehung. Das Gedicht ist wie gesagt von Isadora Duncan, die Übersetzung aus dem Englischen ist von Roland Schöbl. Man achte darauf, dass auch bei Isadora Duncan zwei Brüste an zentraler Stelle „zum Essen“ einladen:

Isadora Duncan für Mercedes de Acosta 1927
(Übersetzung Roland Schöbl)

Unter der Stirn
  Augen
  voll Glanz und Licht
Klare Quellen
  der Sicht ...

Ein schmaler Körper, mit sanften weißen Händen
für Dienste, in den Himmel mich zu senden ...

Zwei schwellende Brüste
  groß und süß und rein
laden meinen hungrigen
  Mund zum Essen ein;
dahin, wo zwei Brustwarzen, rosa und fest
meine dürstende Seele trinken lässt.
Und unten ist noch ein geheimer Ort,
ich würde mein liebend Antlitz so gerne verstecken dort.
Erzengel aus einer anderen Sphären
gottgesandt, um meinen Weg zu verklären ...
  hier.
Ich knie in Anbetung vor
  Dir.
Meine Küsse fänden von alleine
Wie Bienen
  ihren Weg
  zwischen deine Beine,
den Honig deiner Blüte zu genießen,
Deine zu schmalen Hüften mit den Armen umschließen.

Acht Mirakel der heiligen Jungfrau Maria
von Karl Vollmoeller
mit einem Geleitwort von Roland Schöbl
Hardcover 195 Seiten
12,50 Euro
ISBN: 978-3981189490
Denkholz Buchmanufaktur