„Gemolken werden“ aus einer biokulturellen Laktationsperspektive
Verfasst: Mittwoch 10. Dezember 2025, 15:07
Also bei dem folgenden Artikel ist mir bald die Hutschnur geplatzt. - Aber ist ein gutes Beispiel woker Vereinnahmungen.
Der Artikel verteidigt vorgeblich die sexuell-sinnliche Seite des Stillens inklusive Fetisch, aber in Wirklichkeit vereinnahmt er sie. Es ist das Typische, was in dieser woken angeblich diversen Szene die ganze Zeit schon läuft, nun bei der nächsten "Minderheit". Ob das Erlebnis mit der unten beschriebenen rassistischen Frau in der Schweiz echt ist, wage ich mit Stirnrunzeln in Frage zu stellen (gibts, aber trotzdem), aber dann das Tabuisieren der sinnlichen Seite des Stillens wieder einmal "dem Patriarchat" unterzuschieben, ist wieder einmal zu billig.
Sorry, der alte Carl Buttenstedt mit seiner "Glücksehe" genannten Verhütungsmethode durchs Stillen des Ehemanns war halt selber ein Mann. Mehr noch, der litt mit den Frauen, welchen die vielen Schwangerschaften der damaligen Zeit (weil sie nicht stillten) sehr offensichtlich nicht gut bekamen. Das war der Ausgangspunkt seiner Glücksehe gewesen, warum der Mann an die Brust seiner Ehefrau sollte. Und Jean-Jacques Rousseau mit seiner Stillkampagne war ebenfalls ein Mann gewesen. Und der Autor der modernen Arbeit unter dem Titel "Erotische Laktation" ... war auch ein Mann.
Nein, also wenn das da unten divers und vielfältig ist, sollten Liebhaber des sexuell motivierten Frauenmelkens und -selbstmelkens sich lieber traditionell und archaisch nennen, aber wirklich.
Aber lest selbst:
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URL: https://valentinavelandia.substack.com/p/exploring-female-fantasies-about?utm_campaign=post&utm_medium=web
Datum: Mi 10 Dez 2025
Erkundung weiblicher Fantasien übers „Gemolken werden“ aus einer biokulturellen Laktationsperspektive
Von Valentina Velandia
05. Januar 2025
In Gillian Andersons Buch „Want”, einer Sammlung weiblicher Sexfantasien, taucht die Fantasie, gemolken zu werden oder eine Hucow zu sein, als intimes und zutiefst rohes Thema auf. Manche mögen darüber die Augenbrauen hochziehen, doch aus biokultureller Laktationsperspektive ist die Vorstellung längst nicht so abwegig oder tabu, wie man vielleicht denkt!
Vor kurzem saß ich im Zug, als meine Einjährige auf mich zukam und mir mit Gesten zeigte, dass sie stillen wollte [Anm. gestillt werden wollte, von der Autorin ungünstig formuliert]. Als überzeugte Verfechterin des Stillens in der Öffentlichkeit und zu Hause tat ich, wozu sich jede Elternteil berechtigt fühlen sollte: Ich habe mein Kind gestillt.
Eine Frau gegenüber von uns machte jedoch lautstark ihren Unmut kund. Sie erklärte angewidert, meine Tochter sei „viel zu alt zum Stillen, erst recht in der Öffentlichkeit“ (Sie hätten ihr Gesicht sehen sollen, als ich ihr erzählte, dass ich auch meinen 5-Jährigen gerne und stolz stillen würde!) und dass mein Verhalten sie „unglaublich unangenehm“ berührte.
Ich antwortete ruhig, dass sie sich in diesem Fall gerne in einen anderen Waggon setzen könne. Meine Brüste sind kein öffentliches Eigentum und es ist mein gesetzliches Recht – und das Geburtsrecht meines Kindes – menschliche Milch zu erhalten, wann und wo immer sie sie braucht!
Die Situation eskalierte jedoch. In einer Mischung aus Spanisch (der Sprache unserer Familie) und tief rassistischen Aussagen warf sie mir – einer braunen, halbindigenen Frau – vor, „rückständige Praktiken“ in die Schweiz zu bringen und ihr Land mit meiner Anwesenheit zu belasten. Außerdem meinte sie, Brüste seien dazu da, „Männern zu gefallen“, und mein Sexleben müsse unglaublich langweilig sein
! Wie weit Menschen gehen, um ihren Frauenhass zu zeigen!
Ich verschwende keine Energie mehr auf ihre weiteren Bemerkungen, aber die Begegnung ließ mich intensiv über gesellschaftliche Wahrnehmungen des Stillens nachdenken. Diese Gedanken haben diesen Text inspiriert.
Warum werden wir oft dazu erzogen, binär zu denken? Entweder oder? Alles oder nichts?
MutterMilch: Die am meisten missverstandene Körperflüssigkeit
Muttermilch ist ein biologisch gesehen ein Wunder. Sie ist die einzige menschliche Körperflüssigkeit, die medizinisches Personal ohne Handschuhe anfassen darf – im Gegensatz zu Blut, Speichel oder Urin. Trotz ihrer makellosen und stammzellreichen Eigenschaften wird sie oft als etwas Schmutziges oder „eklig“ behandelt.
Warum trinken wir bereitwillig Kuhmilch, eine Flüssigkeit, die dazu gedacht ist, ein 200-Kilo-Kalb großzuziehen, ekeln uns aber vor dem Gedanken, menschliche Milch zu konsumieren, die perfekt auf unsere Spezies abgestimmt ist?
Die Abneigung geht weit über Pasteurisierung oder Hygiene hinaus. Es ist kulturell bedingt! Eine tief verwurzelte Unbehagen gegenüber allem, was weibliche Körper und ihre außergewöhnlichen Fähigkeiten ins Zentrum rückt.
Dieses Unbehagen erstreckt sich auch auf das Lustempfinden beim Stillen – ein Thema, das Gillian Andersons Want mutig anspricht.
Stillen und Lust: Eine biokulturelle Perspektive
Sprechen wir eine Wahrheit aus, die oft Kontroversen auslöst: Stillen kann lustvoll sein. Aus meiner eigenen Erfahrung würde ich es mit einem Rausch oder einer Art Trance vergleichen! Eine tief befriedigende und tiefgründige Praxis! Ein Gegenmittel zur Hustle-Kultur, wie es die Künstlerin Cora Domenico einmal nannte.
Der hormonelle Kaskade, die die Laktation antreibt – Oxytocin und Prolactin – erzeugt Gefühle von Liebe, Verbundenheit und ja, auch Lust. Oxytocin, oft als „Liebeshormon“ bezeichnet, wird beim Stillen freigesetzt, fördert die Bindung zwischen Elternteil und Kind und erzeugt ein Gefühl von Ruhe und Wohlbefinden.
Studien haben gezeigt, dass die Stimulation der Brustwarzen – egal ob beim Stillen oder bei Intimität – dieselben Hirnregionen aktiviert, die mit sexueller Erregung assoziiert werden. Eine im Journal of Sexual Medicine veröffentlichte Studie fand heraus, dass das Stillen Oxytocin auf ähnliche Weise freisetzen kann wie sexuelle Aktivität (Carter et al., 2007).
Doch Lust beim Stillen wird oft missverstanden – und stigmatisiert. Anstatt den komplexen Zusammenhang zwischen Biologie und Emotion zu feiern, hat die Gesellschaft diese Empfindungen als schändlich oder „falsch“ eingeordnet. Alles im Namen des Moralismus? Der reinen Sexualisierung der Brüste?
Und nun …
Lassen Sie uns die in Andersons Buch genannten Fantasien übers „Gemolken werden“ betrachten!
Die Fantasie, eine Hucow zu sein, ist ebenso faszinierend wie vielschichtig. Die Frauen in Andersons Sammlung, die diese Fantasie teilten, waren keine Eltern (und hatten daher wahrscheinlich nie gestillt), doch ihr Verlangen berührt etwas Ursprüngliches und Kulturelles.
Es lässt mich auch daran denken, wie viele stillende/brustfütternde (orig: chestfeeding) Eltern berichten, dass ihre Brüste während des Sex „tabu“ sind – sei es wegen Überreizung, moralischer Dilemmata (die Brüste werden jetzt ja „für etwas anderes“ genutzt) oder einfach so …
Brüste haben mehr als nur eine doppelte Symbolik: Sie sind funktionale, nährende Organe und gleichzeitig sexualisierte Körperteile. Die Fantasie, gemolken zu werden, könnte den Wunsch widerspiegeln, beide Aspekte gleichzeitig zu umarmen: eine Art Rückeroberung von Macht, Lust und Körperlichkeit.
Interessanterweise sind Laktationsträume nicht auf Frauen beschränkt. Das induzierte Stillen wird von Menschen aller Geschlechtsidentitäten praktiziert, aus physischen oder emotionalen Gründen (alles absolut legitime Gründe). Induzierte Laktation kann durch konsequente Stimulation und Hormontherapien erreicht werden, selbst ohne Schwangerschaft – ein Beweis dafür, wie diese Praxis traditionelle biologische Grenzen überschreitet.
Ja … auch Männer können Troststillen und Brustfüttern (orig: chestfeed). Meinen Partner habe ich bisher noch nicht überzeugt, aber ich kenne einige sich als männlich identifizierende Personen, die es tun!
Herausforderungen beim Stillen: Eine nuancierte Realität
Es ist ebenso wichtig anzuerkennen, dass Stillen nicht immer lustvoll ist. Viele Eltern erleben Herausforderungen wie:
- Schmerzen beim Stillen durch Erkrankungen wie Raynaud-Syndrom oder Infektionen wie Soor.
- Dysphorischer Milchspendereflex (D-MER), ein Zustand, bei dem der Milchfluss Gefühle von Traurigkeit oder Angst auslöst (* et al., 2020).
- Hormonelle Veränderungen während Menstruation oder Schwangerschaft, die Empfindlichkeit und Komfort verändern.
- Trauma- oder Missbrauchserfahrungen – leider sehr verbreitet
Die Stillreise ist so vielfältig und komplex wie die Eltern, die sie unternehmen, und es ist essenziell, Raum sowohl für Feier als auch für die Anerkennung dieser Komplexität zu schaffen.
Das gesellschaftliche Unbehagen gegenüber Muttermilch ist dennoch in patriarchalen Narrativen verwurzelt, die Kontrolle über weibliche Körper priorisieren. Diese Narrative sagen uns, Brüste dürfen entweder funktional oder sexuell sein – niemals beides. Diese Dichotomie ist falsch.
Brüste sind beides und mehr, und daran ist nichts verkehrt.
Diese falsche Dichotomie schadet nicht nur Frauen, sondern untergräbt auch Bemühungen der Laktationsaktivist*innen, globale Stillziele v. a. für besonders schutzbedürftige Säuglinge zu erreichen. Muttermilch wird oft als „flüssiges Gold“ bezeichnet wegen ihrer unvergleichlichen Nährwerte, besonders für Frühgeborene (Victora et al., 2016). Doch ihr Wert wird durch kulturelle Stigmatisierung gemindert.
auf jeden Fall,
… aber Valentina, wie können wir das Narrativ zurückgewinnen?
Was, wenn wir es wagen würden, die Geschichte umzuschreiben?
Was, wenn wir die Wahrheit annehmen, dass Brüste wunderbare Organe sind, die Leben nähren und Lust entfachen können?
Denn wenn wir unsere Erzählungen zurückerobern, erobern wir unsere Macht zurück.
Bleibt dran, um bald meine persönliche Geschichte über Brustimplantate und deren Entfernung zu lesen – eine sehr komplizierte Beziehung zu meinen Brüsten.
Herzlich,
Valentina Velandia von Rebellions Are Built on Hope!
Referenzen und weiterführende Literatur
1. Carter, C. S., & Altemus, M. (2007). Neuroendocrine and Emotional Changes in the Postpartum Period. Journal of Sexual Medicine.
2. Heise, M., Wiessinger, D., & West, D. (2020). Dysphoric Milk Ejection Reflex: Evidence and Management Strategies. Journal of Human Lactation.
3. Victora, C. G., et al. (2016). Breastfeeding in the 21st Century: Epidemiology, Mechanisms, and Lifelong Effect. The Lancet.
4. Auerbach, K. G., & Avery, J. L. (1981). Induced Lactation: A Study of Adoptive Nursing. Pediatrics.
Der Artikel verteidigt vorgeblich die sexuell-sinnliche Seite des Stillens inklusive Fetisch, aber in Wirklichkeit vereinnahmt er sie. Es ist das Typische, was in dieser woken angeblich diversen Szene die ganze Zeit schon läuft, nun bei der nächsten "Minderheit". Ob das Erlebnis mit der unten beschriebenen rassistischen Frau in der Schweiz echt ist, wage ich mit Stirnrunzeln in Frage zu stellen (gibts, aber trotzdem), aber dann das Tabuisieren der sinnlichen Seite des Stillens wieder einmal "dem Patriarchat" unterzuschieben, ist wieder einmal zu billig.
Sorry, der alte Carl Buttenstedt mit seiner "Glücksehe" genannten Verhütungsmethode durchs Stillen des Ehemanns war halt selber ein Mann. Mehr noch, der litt mit den Frauen, welchen die vielen Schwangerschaften der damaligen Zeit (weil sie nicht stillten) sehr offensichtlich nicht gut bekamen. Das war der Ausgangspunkt seiner Glücksehe gewesen, warum der Mann an die Brust seiner Ehefrau sollte. Und Jean-Jacques Rousseau mit seiner Stillkampagne war ebenfalls ein Mann gewesen. Und der Autor der modernen Arbeit unter dem Titel "Erotische Laktation" ... war auch ein Mann.
Nein, also wenn das da unten divers und vielfältig ist, sollten Liebhaber des sexuell motivierten Frauenmelkens und -selbstmelkens sich lieber traditionell und archaisch nennen, aber wirklich.
Aber lest selbst:
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URL: https://valentinavelandia.substack.com/p/exploring-female-fantasies-about?utm_campaign=post&utm_medium=web
Datum: Mi 10 Dez 2025
Erkundung weiblicher Fantasien übers „Gemolken werden“ aus einer biokulturellen Laktationsperspektive
Von Valentina Velandia
05. Januar 2025
In Gillian Andersons Buch „Want”, einer Sammlung weiblicher Sexfantasien, taucht die Fantasie, gemolken zu werden oder eine Hucow zu sein, als intimes und zutiefst rohes Thema auf. Manche mögen darüber die Augenbrauen hochziehen, doch aus biokultureller Laktationsperspektive ist die Vorstellung längst nicht so abwegig oder tabu, wie man vielleicht denkt!
Vor kurzem saß ich im Zug, als meine Einjährige auf mich zukam und mir mit Gesten zeigte, dass sie stillen wollte [Anm. gestillt werden wollte, von der Autorin ungünstig formuliert]. Als überzeugte Verfechterin des Stillens in der Öffentlichkeit und zu Hause tat ich, wozu sich jede Elternteil berechtigt fühlen sollte: Ich habe mein Kind gestillt.
Eine Frau gegenüber von uns machte jedoch lautstark ihren Unmut kund. Sie erklärte angewidert, meine Tochter sei „viel zu alt zum Stillen, erst recht in der Öffentlichkeit“ (Sie hätten ihr Gesicht sehen sollen, als ich ihr erzählte, dass ich auch meinen 5-Jährigen gerne und stolz stillen würde!) und dass mein Verhalten sie „unglaublich unangenehm“ berührte.
Ich antwortete ruhig, dass sie sich in diesem Fall gerne in einen anderen Waggon setzen könne. Meine Brüste sind kein öffentliches Eigentum und es ist mein gesetzliches Recht – und das Geburtsrecht meines Kindes – menschliche Milch zu erhalten, wann und wo immer sie sie braucht!
Die Situation eskalierte jedoch. In einer Mischung aus Spanisch (der Sprache unserer Familie) und tief rassistischen Aussagen warf sie mir – einer braunen, halbindigenen Frau – vor, „rückständige Praktiken“ in die Schweiz zu bringen und ihr Land mit meiner Anwesenheit zu belasten. Außerdem meinte sie, Brüste seien dazu da, „Männern zu gefallen“, und mein Sexleben müsse unglaublich langweilig sein
Ich verschwende keine Energie mehr auf ihre weiteren Bemerkungen, aber die Begegnung ließ mich intensiv über gesellschaftliche Wahrnehmungen des Stillens nachdenken. Diese Gedanken haben diesen Text inspiriert.
Warum werden wir oft dazu erzogen, binär zu denken? Entweder oder? Alles oder nichts?
MutterMilch: Die am meisten missverstandene Körperflüssigkeit
Muttermilch ist ein biologisch gesehen ein Wunder. Sie ist die einzige menschliche Körperflüssigkeit, die medizinisches Personal ohne Handschuhe anfassen darf – im Gegensatz zu Blut, Speichel oder Urin. Trotz ihrer makellosen und stammzellreichen Eigenschaften wird sie oft als etwas Schmutziges oder „eklig“ behandelt.
Warum trinken wir bereitwillig Kuhmilch, eine Flüssigkeit, die dazu gedacht ist, ein 200-Kilo-Kalb großzuziehen, ekeln uns aber vor dem Gedanken, menschliche Milch zu konsumieren, die perfekt auf unsere Spezies abgestimmt ist?
Die Abneigung geht weit über Pasteurisierung oder Hygiene hinaus. Es ist kulturell bedingt! Eine tief verwurzelte Unbehagen gegenüber allem, was weibliche Körper und ihre außergewöhnlichen Fähigkeiten ins Zentrum rückt.
Dieses Unbehagen erstreckt sich auch auf das Lustempfinden beim Stillen – ein Thema, das Gillian Andersons Want mutig anspricht.
Stillen und Lust: Eine biokulturelle Perspektive
Sprechen wir eine Wahrheit aus, die oft Kontroversen auslöst: Stillen kann lustvoll sein. Aus meiner eigenen Erfahrung würde ich es mit einem Rausch oder einer Art Trance vergleichen! Eine tief befriedigende und tiefgründige Praxis! Ein Gegenmittel zur Hustle-Kultur, wie es die Künstlerin Cora Domenico einmal nannte.
Der hormonelle Kaskade, die die Laktation antreibt – Oxytocin und Prolactin – erzeugt Gefühle von Liebe, Verbundenheit und ja, auch Lust. Oxytocin, oft als „Liebeshormon“ bezeichnet, wird beim Stillen freigesetzt, fördert die Bindung zwischen Elternteil und Kind und erzeugt ein Gefühl von Ruhe und Wohlbefinden.
Studien haben gezeigt, dass die Stimulation der Brustwarzen – egal ob beim Stillen oder bei Intimität – dieselben Hirnregionen aktiviert, die mit sexueller Erregung assoziiert werden. Eine im Journal of Sexual Medicine veröffentlichte Studie fand heraus, dass das Stillen Oxytocin auf ähnliche Weise freisetzen kann wie sexuelle Aktivität (Carter et al., 2007).
Doch Lust beim Stillen wird oft missverstanden – und stigmatisiert. Anstatt den komplexen Zusammenhang zwischen Biologie und Emotion zu feiern, hat die Gesellschaft diese Empfindungen als schändlich oder „falsch“ eingeordnet. Alles im Namen des Moralismus? Der reinen Sexualisierung der Brüste?
Und nun …
Lassen Sie uns die in Andersons Buch genannten Fantasien übers „Gemolken werden“ betrachten!
Die Fantasie, eine Hucow zu sein, ist ebenso faszinierend wie vielschichtig. Die Frauen in Andersons Sammlung, die diese Fantasie teilten, waren keine Eltern (und hatten daher wahrscheinlich nie gestillt), doch ihr Verlangen berührt etwas Ursprüngliches und Kulturelles.
Es lässt mich auch daran denken, wie viele stillende/brustfütternde (orig: chestfeeding) Eltern berichten, dass ihre Brüste während des Sex „tabu“ sind – sei es wegen Überreizung, moralischer Dilemmata (die Brüste werden jetzt ja „für etwas anderes“ genutzt) oder einfach so …
Brüste haben mehr als nur eine doppelte Symbolik: Sie sind funktionale, nährende Organe und gleichzeitig sexualisierte Körperteile. Die Fantasie, gemolken zu werden, könnte den Wunsch widerspiegeln, beide Aspekte gleichzeitig zu umarmen: eine Art Rückeroberung von Macht, Lust und Körperlichkeit.
Interessanterweise sind Laktationsträume nicht auf Frauen beschränkt. Das induzierte Stillen wird von Menschen aller Geschlechtsidentitäten praktiziert, aus physischen oder emotionalen Gründen (alles absolut legitime Gründe). Induzierte Laktation kann durch konsequente Stimulation und Hormontherapien erreicht werden, selbst ohne Schwangerschaft – ein Beweis dafür, wie diese Praxis traditionelle biologische Grenzen überschreitet.
Ja … auch Männer können Troststillen und Brustfüttern (orig: chestfeed). Meinen Partner habe ich bisher noch nicht überzeugt, aber ich kenne einige sich als männlich identifizierende Personen, die es tun!
Herausforderungen beim Stillen: Eine nuancierte Realität
Es ist ebenso wichtig anzuerkennen, dass Stillen nicht immer lustvoll ist. Viele Eltern erleben Herausforderungen wie:
- Schmerzen beim Stillen durch Erkrankungen wie Raynaud-Syndrom oder Infektionen wie Soor.
- Dysphorischer Milchspendereflex (D-MER), ein Zustand, bei dem der Milchfluss Gefühle von Traurigkeit oder Angst auslöst (* et al., 2020).
- Hormonelle Veränderungen während Menstruation oder Schwangerschaft, die Empfindlichkeit und Komfort verändern.
- Trauma- oder Missbrauchserfahrungen – leider sehr verbreitet
Die Stillreise ist so vielfältig und komplex wie die Eltern, die sie unternehmen, und es ist essenziell, Raum sowohl für Feier als auch für die Anerkennung dieser Komplexität zu schaffen.
Das gesellschaftliche Unbehagen gegenüber Muttermilch ist dennoch in patriarchalen Narrativen verwurzelt, die Kontrolle über weibliche Körper priorisieren. Diese Narrative sagen uns, Brüste dürfen entweder funktional oder sexuell sein – niemals beides. Diese Dichotomie ist falsch.
Brüste sind beides und mehr, und daran ist nichts verkehrt.
Diese falsche Dichotomie schadet nicht nur Frauen, sondern untergräbt auch Bemühungen der Laktationsaktivist*innen, globale Stillziele v. a. für besonders schutzbedürftige Säuglinge zu erreichen. Muttermilch wird oft als „flüssiges Gold“ bezeichnet wegen ihrer unvergleichlichen Nährwerte, besonders für Frühgeborene (Victora et al., 2016). Doch ihr Wert wird durch kulturelle Stigmatisierung gemindert.
auf jeden Fall,
… aber Valentina, wie können wir das Narrativ zurückgewinnen?
Was, wenn wir es wagen würden, die Geschichte umzuschreiben?
Was, wenn wir die Wahrheit annehmen, dass Brüste wunderbare Organe sind, die Leben nähren und Lust entfachen können?
Denn wenn wir unsere Erzählungen zurückerobern, erobern wir unsere Macht zurück.
Bleibt dran, um bald meine persönliche Geschichte über Brustimplantate und deren Entfernung zu lesen – eine sehr komplizierte Beziehung zu meinen Brüsten.
Herzlich,
Valentina Velandia von Rebellions Are Built on Hope!
Referenzen und weiterführende Literatur
1. Carter, C. S., & Altemus, M. (2007). Neuroendocrine and Emotional Changes in the Postpartum Period. Journal of Sexual Medicine.
2. Heise, M., Wiessinger, D., & West, D. (2020). Dysphoric Milk Ejection Reflex: Evidence and Management Strategies. Journal of Human Lactation.
3. Victora, C. G., et al. (2016). Breastfeeding in the 21st Century: Epidemiology, Mechanisms, and Lifelong Effect. The Lancet.
4. Auerbach, K. G., & Avery, J. L. (1981). Induced Lactation: A Study of Adoptive Nursing. Pediatrics.